Neuerscheinung: Ernst-Toller-Preis-Reden 1997-2018

Am 1. Dezember 2018 jährte sich der Geburtstag von Ernst Toller zum 125. Mal. An diesem Tag wurde im Stadttheater Neuburg an der Donau zum 10. Mal der Ernst-Toller-Preis verliehen. Im Zeitraum von 20 Jahren wurde der Preis für herausragende Leistungen im Grenzbereich von Literatur und Politik verliehen, unter anderem an Albert Ostermaier, Juli Zeh, Günter Grass, Felix Mitterer und Wolf Biermann. Bemerkenswerte Preisreden fanden unter anderem Eingang in Abituraufgaben in Bayern im Fach Deutsch. Um alle Reden, sowie die Laudationes und Begründungen der Jury an einem einheitlichen Ort zugänglich zu machen, erschien dieses Buch als Band 10 der Schriften der Ernst-Toller-Gesellschaft.

Aus dem Vorwort der Herausgeber:

„Als Ernst Toller im November 1933 zusammen mit Lion Feuchtwanger und Heinrich Mann zum Ehrenmitglied des „Young P.E.N.“ ernannt wurde, schloss er seine Rede mit dem Verweis auf die jungen Schriftsteller, die nach Ende des Ersten Weltkriegs nicht „Ruhe und Beruhigung“ zu geben versuchten, sondern vielmehr „Unruhe erzeugen“ und „nach einem Worte Hebbels, an den Schlaf der Welt rühren“ wollten: „Über ihren Büchern standen unsichtbar diese Gebote: Um ehrlich zu sein, muss man wissen. Um tapfer zu sein, muss man verstehen. Um gerecht zu sein, darf man vergessen. Wenn das Joch der Barbarei drückt, muss man kämpfen und darf nicht schweigen. Wer in solcher Zeit schweigt, verrät seine menschliche Sendung.“ (Ernst Toller: Sämtliche Werke. Bd. 4.1: Publizistik und Reden. Göttingen: Wallstein, 2015, S. 333)

Über 70 Jahre nach dieser Rede, 1997, hat die Ernst-Toller-Gesellschaft einen Preis ins Leben gerufen, der seither alle zwei Jahre vergeben wird und Autorinnen und Autoren auszeichnet, die die weit verbreitete These des Unpolitischen in der Gegenwartsliteratur mit ihrem Werk widerlegen. Denn stets wurde die Kritik an der zu bürgerlichen, unkritischen und braven Literatur der Gegenwart auch von literarischen Texten widerlegt oder doch wenigstens entschärft, die solche Dikta kontrastieren und sich im Grenzbereich von Literatur und Politik bewegen. Wie vielfältig die Ausdrucksmöglichkeiten engagierter Literatur sind, zeigen die Werke, die seit 1997 mit dem Ernst-Toller-Preis ausgezeichnet wurden, beziehen die zehn bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger doch auf unterschiedlichste Weise mit den ihnen eigenen Schreibverfahren, rhetorischenStrategien und gewählten Gattungen im Politischen Stellung.“